Wie mich Korea zu einem schlechteren Menschen macht.

Nach zwei Jahren in Korea merke ich langsam, dass mich das Land und die Leute verändern. Aber leider nicht zum positiven. Ich erwische mich oft bei dem Gedanken: So warst du doch früher nicht!

Wie jede Großstadt ist man hier in Seoul vielen Stressfaktoren ausgesetzt.
Deshalb haben die meisten Dinge vielleicht nicht direkt etwas mit Korea oder den Menschen hier zu tun, sondern mit dem Leben in einer Großstadt. Aber wenn ich es mit anderen Städten vergleiche sind diese Dinge in Seoul besonders ausgeprägt.

Für mich der größte Stressfaktor sind die öffentlichen Verkehrsmittel. Bus, U-Bahn und Zug selbst sind sehr angenehm. Meist sauber, pünktlich, gut vernetzt und billig.
Aber das Verhalten der meisten Passagiere ist alles andere als angenehm. Zuerst hat man oft mit bestimmten Gerüchen zu kämpfen. Sei es die Knoblauchwolke, die Alkoholfahne oder der Gingseng Kaugummi Geruch. Wenn ich morgens in den Bus einsteige und eine Stunde diese Düfte inhalieren muss, bekomme ich schon schlechte Laune.
Schlimmer aber sind die Sitzplatz Neider. Ich erinnere mich noch als ich am Anfang meines Koreaaufenthalts immer höflich ältere Damen und Herren und eigentlich fast jeden vor mir einsteigen ließ. Aber so etwas wird hier nicht einmal mit einem Blick honoriert. Im Gegenteil, selbst wenn man die Leute vorlässt, wird man noch von jemanden dahinter angerempelt und zur Seite gedrängt. Koreaner kämpfen hier mit allen Mitteln, vor allem mit Körpereinsatz um den Platz. Und wenn ich selbst von erwachsenen, gesunden, jungen Männern gestoßen werde und böse Blicke von Omas und Opas bekomme, dann habe ich ehrlich keine Lust mehr auf Anstand und Benehmen. Ich passe mich dann eben den Gepflogenheiten an und haben gelernt zurück zu schubsen.
Viele junge Leute haben hier auch eine spezielle Technik entwickelt, um nicht aufstehen zu müssen, auch wenn direkt neben ihnen eine alte, wackelige Oma steht.

Strategie 1: Ich starre konzentriert auf mein Smartphone und schreibe, spiele oder höre Musik. Die Oma neben mir habe ich zwar bemerkt, aber ich tue so als hätte ich es nicht.

Strategie 2: Ich bin todmüde und döse vor mich hin. Mit geschlossenen Augen kann man mir ja nichts vorwerfen.
Wenn ich sowas sehe, und das sehe ich oft, bekomme ich innerlich Aggressionen.

Ein weiterer Stressfaktor ist das Verhalten beim Tür öffnen. Wenn ich öffentliche Türen benutzte bin ich es gewohnt, die Tür noch ein paar Sekunden aufzuhalten, damit die Person hinter mir es einfacher hat.
Und das gleiche erwarte ich eigentlich auch von meinen Mitmenschen. Ich dachte immer, dass das ein global gültiges Verhalten ist. Aber auch hier habe ich dazugelernt. Nach vielen Tür offen  halten und die Leute gehen dann einfach durch ohne auch nur mit einem dankenden Blick. Und nach vielen Türen, die vor meiner Nase zugeknallt wurden, habe ich auch hier meine Lust verloren auf meine Mitmenschen zu achten.

Und noch etwas löst bei mir Stress und Aggressionen aus. Das auf die Strasse spucken. Das machen vorzugsweise alte Männer. Aber ich habe auch schon bei jungen Männern und selten bei Frauen gesehen. Mir ist es immer noch ein Rätsel was dieses Spuckverhalten auslöst. Das Spucken selbst ist ja schon ekelerregend, aber dazu gehört auch noch ein tiefes Röcheln, damit man auch ja den tiefsten Schleimbatzen aus dem Rachen hervorholt. Und dann wird das ganz mit aller Kraft, die man noch hat auf die Straße gespuckt. Und es ist dabei vollkommen egal, ob sich gerade Leute direkt vor oder neben einem befinden. Ein Wunder, dass sich MERS damals nicht noch mehr ausgebreitet hat. Denn das ganze ist ja nicht nur eklig, sondern auch unhygienisch.
Dieser Punkt ist aber einer der wenigen Dinge bei denen ich mich nicht an Korea angepasst habe und auch nicht werde.

Es gibt noch viele weitere Dinge, die mich hier manchmal wirklich zu einer grimmigen Frau mutieren lassen, weil mich diese Dinge in mir wirklich Aggressionen auslösen, die ich dann nicht mehr unterdrücken kann.

Wer Tipps für Aggressionsbewältigigung hat, bitte immer her damit. Ich kann es gut gebrauchen.

Kommentare

  1. Zur allgemeinen Agressions Bewältigung ( Auch wenn ich in Deutschland lebe und nicht in Korea) im Alltag kann ich dir nur raten, stell dir innerlich vor wie du alle diese Menschen nackt auf eine Brücke stellst und in Kaltes Wasser voller Fäkalien schubst, das hilft zumindest mir, wenn eine alte Frau mich wieder blöd anmacht, weil ich die Mutter mit Kinderwagen vor mir aussteigen lasse, die Leute von draußen aber schon versuchen sich rein zu quetschen wie die Geier und im Endeffekt nur ein Stau entsteht, mich die Frau hinter mir aber ankackt und versucht um zu nieten um raus zu kommen. Das Ding ist ja einfach, das man außer versuchen ruhig zu blieben, trotz der inneren drückenden Wut nichts machen kann. Außer tief Luft holen und sich die eigenen Nägel ins Fleisch drücken damit man nicht doch noch was böses sagt. Oder die unhöfliche Frau hinter sich einfach umschubst und ihr beim verzweifelten Versuch dabei wieder hoch zu kommen zu sieht.
    Naja, man mallt sich dann ja auch allerlei Dinge im Kopf aus, die man gerne tun würde und die, mir zumindest, schon ein Teil Befriedigung geben.

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  2. Zur allgemeinen Agressions Bewältigung ( Auch wenn ich in Deutschland lebe und nicht in Korea) im Alltag kann ich dir nur raten, stell dir innerlich vor wie du alle diese Menschen nackt auf eine Brücke stellst und in Kaltes Wasser voller Fäkalien schubst, das hilft zumindest mir, wenn eine alte Frau mich wieder blöd anmacht, weil ich die Mutter mit Kinderwagen vor mir aussteigen lasse, die Leute von draußen aber schon versuchen sich rein zu quetschen wie die Geier und im Endeffekt nur ein Stau entsteht, mich die Frau hinter mir aber ankackt und versucht um zu nieten um raus zu kommen. Das Ding ist ja einfach, das man außer versuchen ruhig zu blieben, trotz der inneren drückenden Wut nichts machen kann. Außer tief Luft holen und sich die eigenen Nägel ins Fleisch drücken damit man nicht doch noch was böses sagt. Oder die unhöfliche Frau hinter sich einfach umschubst und ihr beim verzweifelten Versuch dabei wieder hoch zu kommen zu sieht.
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