Sewol Auswirkungen

Lang lang ist es her....ich habe mal wieder eine kleine Schaffenspause auf meinem Blog eingelegt. Das aber eher unfreiwillig. Es hätte mehr als genug zu berichten gegeben. Der letzte Monat verging wie im Fluge vollgepackt mit Prüfungen, Lehrproben und Terminen von morgens bis abends. Da blieb kaum Zeit, das Erlebte zu reflektieren. 
Im Moment ist auch in Korea das Fussball WM Fieber ausgebrochen. Leider lief es bisher für die koreanische Nationalelf nicht so gut. Aber es besteht noch ein Hauch einer Chance beim nächsten Spiel gegen Belgien. Auch wenn die meisten WM Spiele wegen der Zeitverschiebung meist ungünstig mitten in der Nacht stattfinden, fiebern viele Menschen live vor dem Fernseher mit. 
Die WM bietet den Koreanern eine gute Gelegenheit sich von den letzten tragischen Ereignissen des Sewol Schiffsunglück abzulenken. 
Dennoch, auch wenn die Nachrichten nun ihre Aufmerksamkeit auf das große Sportevent gerichtet haben, im Alltag der Menschen ist das Schiffsunglück immer noch sehr präsent. 
Am deutlichsten wird es, wenn man einfach mal mit offenen Augen durch die Straßen Seouls läuft: 



Am Eingang zum Fluss Chungecheon. 



Vor dem Seouler Rathaus. 

Als Zeichen der Trauer und zum Gedenken an die Opfer, hängen die Menschen kleine gelbe Schleifen auf. Meist schreiben sie noch ihre Gedanken und Hoffnungen auf die Schleifen. Es gibt in Seoul und in ganz Korea viele Orte, an denen man diese Schleifen hängen sieht. 
In den Nachrichten wurde viel darüber berichtet, dass das ganze Land ein kollektives Trauma erlitten hätte. Und es war tatsächlich so, dass die Atmosphäre in der Zeit danach überall gedrückt war. Die Leute gingen viel weniger in die Restaurants und Geschäfte. Deswegen meldete sich auch bald darauf die Wirtschaft und beklagte den starken Umsatzrückgang. 
Aber es war in dieser Zeit wirklich niemandem nach Unterhaltung. Die Comedy Shows im Fernsehen wurden sogar für einige Wochen abgesetzt. Man merkte deutlich, dass die Menschen unmotiviert zur Arbeit gingen und sich mehr Gedanken um das Leben und dessen Sinn machten. 
Aber es gab nicht nur Apathie, sondern auch Wut. Vor allem die Opposition nutzte die Gelegenheit, um Stimmung gegen die Regierung zu machen. Es gab viele Demonstrationen und es kamen auch viele Verschwörungstheorien auf. 
Die Regierung hatte es schwer, das Vertrauen der Bürger aufrechtzuerhalten. 
Die Wochen waren geprägt von Trauerveranstaltungen, Demonstrationen, Verschwörungstheorien und Skandalen. 
Nun hat sich der erste Schock gelegt. Der Alltag ist wieder eingkehrt und durch die WM gibt es auch wieder einen Grund sich für etwas zu begeistern. 
Das Schiff liegt aber immer noch auf dem Grund des Meeres und einige Opfer werden derzeit immer noch von Tauchern gesucht. Das Thema Sewol wird Korea also noch weiterhin beschäftigen und sollte auch jeden anderen zu Fragen anregen: 

  • Wie verhalte ich mich in einer Extremsituation? 
  • Denke ich nur an mich und gehe als erstes über Bord? 
  • Oder helfe ich meinen Nächsten, auch wenn mein eigenes Leben auf dem Spiel steht? 
  • Sollte ich immer auf das hören, was mir andere Leute (Kapitän, Lehrer, Chef, Regierung usw. ) sagen und ihnen stets vertrauen? 
  • Oder sollte ich mir nicht lieber meine eigene Meinung bilden und danach handeln? 






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